Montag, 27. Juni 2011

Chinas Neue Linke

In der letzten Ausgabe der Jungle World findet sich eine Analyse der Positionen von einigen bedeutenden chinesischen Universitäts-Intelektuellen (keine Dissidenten!), die offenbar unter dem label "Neue Linke" zusammengefasst werden. Eine gute Einführung, die Ideen zum Weiterlesen macht. Hier findet man den Beitrag von Felix Wemheuer.

Sonntag, 26. Juni 2011

Tell Me Something I Don't Know

Da sag' nochmal einer, man könne heutzutage keine guten Musikvideos mehr drehen - enjoy!

Montag, 20. Juni 2011

Clearing the fogs of history


For those who have been waiting with bated breath for the sequel to Amitav Ghosh's Sea of Poppies or the second installment of his putative Ibis Trilogy, the early arrival of River of Smoke is good news indeed.

This trilogy explores the fascinating but woefully under-researched history of the so-called Opium Wars in the mid-nineteenth century. It is virtually unknown that India became the largest producer and exporter of opium under the British rule in the nineteenth century and that in large measure this financed the British Raj. The participation of Indians in the opium trade and the Imperial deployment of the Indian soldiers in the war against China is almost never discussed, especially in India. On this tragic enmeshing of Indian and Chinese histories, the silence of the Imperial and postcolonial histories is indeed deafening. The British Imperial triangulation of India and China in the Opium Wars constitutes a significant chapter in the complicated history of colonial modernity, another tenebrous moment in the dialectic of Enlightenment.

Freitag, 17. Juni 2011

So viel Urlaub! Cees Nooteboom, Tourist


"Eines Tages habe ich meinen Rucksack gepackt, Abschied von meiner Mutter und den Zug nach Breda genommen, mich an der belgischen Grenze an den Strassenrand gestellt und den Daumen hochgestreckt. Und ich bin eigentlich nie mehr zurückgekehrt."

Und Cees Nooteboom reist immer noch, auch mit inzwischen fast achtzig Jahren. Warum? Einerseits lebt er davon. Zwar möchte er gerne als Dichter anerkannt werden, bekannt ist er aber vor allem als Reiseschriftsteller, besonders in Deutschland, dem Land seiner grossen Erfolge. Hier ist der Niederländer Nooteboom in den letzten Jahrzehnten zum meistgelesenen Reiseschriftsteller avanciert. Aber solch niedere, pekuniäre Motive sind eines Schriftstellers selbstverständlich nicht würdig. Nooteboom antwortet selbst auf die Frage, warum er reist, so auch im Buch"Geflüster auf Seide gemalt. Reisen in Asien", in dem Texte aus vier Jahrzehnten (70er-00er) versammelt sind. Letztlich kreist jeder dieser Texte, obwohl aus so verschiedenen Zeiten, um die eine Frage, warum Mijnheer Nooteboom reist. Immer wieder stellt er die Frage auch explizit und die Antwort bleibt sich stets gleich,

Donnerstag, 16. Juni 2011

Marx-Mode

An der Humboldt-Universität fand Ende Mai eine große und internationale Marx-Konferenz statt mit dem Titel „Re-Thinking Marx. Philosophie, Kritik, Praxis“. Eine Fragestellung oder thematische Eingrenzung jenseits des Titels hatte die Konferenz nicht. Viele internationale Stars waren dabei - Balibar, Sassen, Honneth usw. Sowohl das Programm der Tagung als auch die meisten Konferenzberichte vermitteln den Eindruck einer überakademisierten und kaum an Gesellschaft und Geschichte interessierten Wissenschaftskonferenz. Hier eine Auswahl von Berichten über die Veranstaltung, die sehr gut besucht war und in vielen Zeitungen besprochen wurde:
Dass eine Marx-Konferenz so ein großes Interesse hervorruft, kann ein Hinweis darauf sein, wie groß das Interesse wäre eine kritische Gesellschaftstheorie des 21. Jahrhunderts aufzubauen. Die kritischen Konferenzberichte hingegen zeigen, wie wenig Jaeggi, Honneth und Co. dieses leisten.
Immerhin mindestens einer hat einen guten Vortrag gehalten: Moishe Postone spricht über "Marx's Critical Theory of Capitalist Modernity" - hier kann man den Vortrag online anhören.

Broder zur Funktionalisierung von Moral

Einfach weil's so schön ist, auch wenn hier mit etwas Verspätung: Henryk M. Broder zur anti-amerikanischen Moralisierung und dem Deutschen Gemüt, bzw. "Ihr feigen Deutschen seid passiv-aggressiv!". Humorlosigkeit hat er noch vergessen, wie diese Reaktion zeigt, die ansonsten Broder nur bestätigt.

Montag, 13. Juni 2011

Der Fussballstar als Sachbearbeiter: Zur 'Amerikanisierung' des Fussballs

Die Fussballsoziologie hat lange essentialistisch verbrämt behauptet, dass Sport der einzige Bereich moderner Massenkultur sei, in dem Amerika nicht führe. Denn in Amerika werde doch American Football, Basketball und Baseball gespielt, etwas Hockey noch, aber nicht Fussball. Auch die Tatsache, dass Fussball schon lange der meistgespielte Sport Amerikas ist, hat daran kaum was geändert. Schliesslich kucke kaum jemand Fussball in Amerika, es sei dort eben kein Zuschauersport. Die Sportsoziologie schielte auf die einzelne Sportart, statt auf die gesellschaftsspezifische Struktur sportlicher Praxis.
Dann kam Klinsmann.

Freitag, 10. Juni 2011

Wer ist Schuld an der Gentrifizierung?

Dass in Frankfurt die Mieten hoch sind und – trotz Immobilienkrise – weiter steigen werden, dass es sich trotz riesigen Leerstands immer noch lohnt Bürogebäude zu bauen und dass v.a. in den Wohnvierteln rund um die Innenstadt neue Mietergruppen (Doppelverdiener, 1,4 Kinder, akademische Ausbildung, weiß) zuziehen, alte Bewohnergruppen verdrängt werden und immer neue und doch immer die gleichen Bars, Boutiquen und Bioläden aufmachen; kurz gesagt, dass die Gentrifizierung hier im vollen Gange ist, ist nicht wirklich neu und – auch in Anbetracht einer schwarz-grünen Stadtregierung – auch nicht unbedingt überraschend. Grund zur Kritik ist es allemal.

Dienstag, 7. Juni 2011

WAHRHEIT – KUNST – GESELLSCHAFT. ADORNO HEUTE

Am Institut für Philosophie an der Universität Oldenburg findet Ende Juni eine Adorno Tagung statt mit dem Thema Wahrheit - Kunst - Gesellschaft. "Ein Up-date des Erkenntnisgewinns, den Adornos Denken heute bietet, steht an. Dies um so mehr, als die Notwendigkeit einer sich nicht in Sozialtechnologie erschöpfenden Theorie der Gesellschaft immer evidenter erscheint. Die Tagung will einen Beitrag dazu leisten."
Die Tagung ist thematisch breit aufgestellt und die Beiträge gruppieren sich eher lose um das Thema Kunst - aber man kann sicher ein paar spannende Vorträge hören, denn das Motto lautet: "Der noch heute provozierende Gehalt von Adornos Denken erweist sich aber vor allem in der materialen Analyse."
Das Programm gibt's hier.

Montag, 6. Juni 2011

The spring of academic comparisons

The latest Eurozine carries a short essay by Seyla Benhabib titled “The Arab Spring: Religion, revolution and the public sphere". It is a rather predictable but not uninteresting take on the recent world-historical events unfolding in North Africa and West Asia. Well, it is not as though she's able to offer any illuminating insight into these events, but it is the mode of argumentation that I believe is telling.

The Yale professor begins her essay with a curious comparison. Redeploying perhaps the most classical of metaphors, she claims, “[...] new shoots of resistance are sprouting out of the frozen soil […]," while comparing the striking public sector workers in Wisconsin with those protesting for democracy continents away. But, the very next sentence points out some of the fundamental distinctions, undermining the very grounds of that comparison. The question then is: What prompts an influential academic like Benhabib to enter into such obviously tricky terrain of problematic and untenable comparisons?

Now, this reminds me of Detlev Claussen's insight into academia's relationship with politics (and I am not quoting him verbatim): It is often the least political of academicians who rehearse the most audacious gestures that merely mimic the form of the political.

Handy Tool!

This should be read as a response to DV's previous posting titled “Der postheroische Charakter”. I have been thinking about this postheroisch business. To be fair, Dornes (2010: 1009) does offer other terms in a footnote: "postpatriarchalisch (Kilian 1995), postkonventionell (Whitebook 1995), postautoritär (Honneth 2009)," which I believe are more-or-less problematic for their own reasons.

But, postheroisch has a sort of familiar ring to it. Turns out, it’s a term coined by Charles Handy, a management Guru of some repute and has been in circulation in management literature for some time now. This I believe affords an ironic reflexivity to Dornes’ thesis. Whatever be the Erziehungspraktiken that might have assisted his formation, his propensity to deploy post-“linguistic turn” academic vocabulary of this kind has much more to do with how labor is organized in the age of “flexible accumulation”. Thus, it is not for nothing that flexibility is the central figure in his construction of the postheroische Charakter.

Sonntag, 5. Juni 2011

Der postheroische Charakter

Der Soziologe und Psychoanalytiker Martin Dornes (Institut für Sozialforschung, Frankfurt) greift in seinem aktuellen Essay „Die Modernisierung der Seele“ in der Zeitschrift Psyche eine Frage auf, die in umfassender Form zuletzt von Adorno und seinen kalifornischen Kollegen im Rahmen der Studies in Prejudice bearbeitet wurde: Die Frage nach der epochentypischen psychischen Grundverfassung der gegenwärtigen Gesellschaft. Wie Subjektivität in der Gegenwart beschaffen ist, ist eine der zentralen Fragen der Soziologie und zugleich kaum bearbeitet. Dornes hat den Mut, diese Frage zu stellen und sie umfassend zu beantworten - das allein verdient Anerkennung.

Dornes beschränkt sich methodisch zunächst auf die Frage, wie sich die Vermittlung von Subjektivität durch Erziehung verändert hat und konstatiert hier einen Wandel zu einem „verhandlungsbasiertem Erziehungsstil“, der nicht mehr zu Gehorsam und Unterordnung führen soll, sondern Selbstständigkeit zum Erziehungsziel erklärt. Resultat dieses Erziehungsstils ist ein Charaktertypus, den Dornes als postheroisch bezeichnet und welcher durch eine ambivalente Struktur aus Freiheit und Verletzlichkeit charakterisiert ist. Der Typus heißt „postheroisch“, weil er sich „von einer ‚heroischen‘ Unterdrückung eigener Impulse ebenso verabschiedet hat wie von einem heroischen Aus- und Durchhalten einmal getroffener (Lebens-)Entscheidungen“ (p. 1009). Dieser neue Charakter ist „entkrampft“ und kann innere Widersprüche deutlicher wahrnehmen und zwischen den psychischen Instanzen sensibler vermitteln (Dornes spricht von einer „kommunikativen Verflüssigung des psychischen Apparats“). Gleichzeitig produziert diese „Entkrampfung“ auch ein höheres Maß an Unsicherheit und „Störanfälligkeit“.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Is It Still Possible to Be a Hegelian Today?


Slavoj Zizek macht die Hegel-Lecture im Dahlem-Humanities-Center. Irgendwie erzählt er meist nichts Neues und hinter den Effekten verbirgt sich wohl wenig Substantielles - aber unterhaltsam ist er irgendwie immer und passt super in einen Blog mit dem Titel „Critical Entertainment“. Hier kann man das Video ansehen.