Sonntag, 10. Juli 2011
Alain Ehrenberg - Das Unbehagen in der Gesellschaft
Der französische Soziologe Alain Ehrenberg hat vor schon zwölf Jahren mit seinem Buch „Das erschöpfte Selbst“ die These formuliert, dass Subjektivität heute durch eine depressive Struktur gekennzeichnet sei und eher an Verantwortung und Freiheit leide als an Verbot und Autorität. Diese These ist inzwischen in den Common Sense eingegangen und nicht selten wird sein Buch zum vermeintlichen Beleg einer diffusen Zeitdiagnose herangezogen. Trotzdem ist die Frage, wie Freiheit und Repression sich in neuen Formen von Subjektivität ergänzen, zentral für die Analyse der neuen Gesellschaft. Nun hat Ehrenberg das Thema in einem 500 Seiten Werk mit dem Titel „Das Unbehagen in der Gesellschaft“ erneut aufgegriffen und analysiert es in einer transatlantischen Perspektive.
Der Tenor des Feuilletons ist ambivalent, hier eine Zusammenstellung der Rezensionen:
Jammern auf hohem Niveau (FR)
Leiden gehört zur Demokratie (Taz)
Vom Zwang, ein Ich zu sein (SZ)
Die Schwierigkeit, gesund zu sein (NZZ)
Der Suhrkamp-Verlag hat eine recht lange Leseprobe auf seine Seite gestellt, die man hier einsehen kann.
Sonntag, 3. Juli 2011
Freud's English discontents

The malaise of Freud's English translations, if it is to be addressed as such, is actually of a much shorter passage within the Old World. James and Alix Strachey, the famous British psychoanalyst couple (although Alix was born in the US, she’d studied in Britain) started translating Freud at his request in Vienna, and are still considered to be the translators of the most complete Freud edition in English. The effective political/intellectual context for Freud’s English translations is the fascinating – productive even though complicated – encounter between the Bloomsbury Group and Freudian psychoanalysis that began in the years preceding the First World War and continued into the twenties. The correspondence between the Stracheys from the mid-twenties provides an interesting insight into the early English absorption of psychoanalysis.
But, James Strachey also happens to be the much revered general editor of the Standard Edition of the Complete Psychological Works of Sigmund Freud, and the irony is that his initial editorial selections form the basis for many of the modern German language Freud editions, viz. the Studienausgabe.
Freitag, 1. Juli 2011
Seekrank über den Atlantik: Freud auf Englisch
Sonntag, 5. Juni 2011
Der postheroische Charakter

Dornes beschränkt sich methodisch zunächst auf die Frage, wie sich die Vermittlung von Subjektivität durch Erziehung verändert hat und konstatiert hier einen Wandel zu einem „verhandlungsbasiertem Erziehungsstil“, der nicht mehr zu Gehorsam und Unterordnung führen soll, sondern Selbstständigkeit zum Erziehungsziel erklärt. Resultat dieses Erziehungsstils ist ein Charaktertypus, den Dornes als postheroisch bezeichnet und welcher durch eine ambivalente Struktur aus Freiheit und Verletzlichkeit charakterisiert ist. Der Typus heißt „postheroisch“, weil er sich „von einer ‚heroischen‘ Unterdrückung eigener Impulse ebenso verabschiedet hat wie von einem heroischen Aus- und Durchhalten einmal getroffener (Lebens-)Entscheidungen“ (p. 1009). Dieser neue Charakter ist „entkrampft“ und kann innere Widersprüche deutlicher wahrnehmen und zwischen den psychischen Instanzen sensibler vermitteln (Dornes spricht von einer „kommunikativen Verflüssigung des psychischen Apparats“). Gleichzeitig produziert diese „Entkrampfung“ auch ein höheres Maß an Unsicherheit und „Störanfälligkeit“.