Mittwoch, 31. August 2011

Hegel und Haiti

Die Philosophin Susan Buck-Morss hat ein außergewöhnliches Buch über Hegel geschrieben, das nun im Suhrkamp-Verlag auf deutsch erschienen ist: Hegel und Haiti. Für eine neue Universalgeschichte. Sie zeigt darin wir sehr Hegels Phänomenologie des Geistes in die Geschichte eingebunden ist, und zwar nicht nur in die der Französischen Revolution, sondern auch in die der Schwarzen Jakobiner auf Haiti. Hegel scheint die Ereignisse der Haitianische Revolution sehr genau wahrgenommen zu haben, auch wenn er sich explizit nie darauf bezieht.
Bei Suhrkamp gibt es wieder eine Leseprobe. Im Netz findet man teilweise ganze Kapitel des englischen Originals. Bei Konkret ist der Band zum "Buch des Monats" erkoren worden, leider ist die Rezension aber nicht online zugänglich. In der Zeitschrift analyse & kritik ist eine Rezension veröffentlicht und beim Freien Sender Kombinat aus Hamburg kann man sich eine Besprechnug als Radiobeitrag anhören.

Samstag, 27. August 2011

Die Kulturindustrie und das Militär

Hier findet sich eine ganz interessante Zusammenfassung zur Zusammenarbeit von Pentagon und Hollywood.

Sonntag, 21. August 2011

Joel Sternfeld im Museum Folkwang


Seit dem 16. Juli - und noch bis zum 23. Oktober - ist im Essener Museum Folkwang eine Ausstellung des amerikanischen Fotografen Joel Sternfeld zu sehen. Die Ausstellung konzentriert sich auf Arbeiten, die zwischen dem Ende der 1960er und den späten 1970er Jahren entstanden sind.
Sternfeld ist - neben William Eggleston - einer der Fotografen, die die Farbfotografie als künstlerisches Medium erschlossen haben. Zuvor galt diese als zu grell; Kunst hatte, wenn sie schon die Realität abbildete, in schwart-weiß stattzufinden.
Als Momentaufnahmen amerikanischen (Mittelschicht-) Lebens schaffen es die Bilder Sternfelds, Geschichten darzustellen. Die Mischung aus ironischer Distanz und Nähe zu den abgebildeten Personen finde ich sehr faszinierend.
Mehr zu sehen gibt es auf der Seite des Museums Folkwang und bei Sternfleds Galerie Luhring Augustine. Nach Ende der Ausstellung in Essen sollen die Bilder noch in Paris, Berlin und Wien gezeigt werden.

Donnerstag, 18. August 2011

Party for Jesus

Dass es sich bei der Tea Party lediglich um alten Wein in neuen Schläuchen handelt, ist hier auch mal empirisch bestätigt. Einig sind sich die Tea Party Anhänger vor allem darin, dass der Staat religiöser werden soll.
"The Tea Party's generals may say their overriding concern is a smaller government, but not their rank and file, who are more concerned about putting God in government."
Sie dazu auch cb's post.

Mittwoch, 17. August 2011

Fernsehen statt Kino!

Die Zeitschrift Jungle World druckt in der letzten Ausgabe einen Ausschnitt aus dem Buch „Fernsehen wider die Tabus“ ab, das der Filmwissenschaftler Ivo Ritzer verfasst hat. Abgesehen von den vielen Hinweisen, auf Serien, die man sich vielleicht mal ansehen könnte, liefert der Beitrag eine gute Beschreibung der Diskussion über die Qualität neuer amerikanischer Serien. Diese könnten es inzwischen mit Romanen als Kunstform aufnehmen und überholten das Medium des Kinofilms: Denn Serien können sehr lange Geschichten erzählen, tendenziell hunderte von Stunden lang, und eine Vielzahl von Handlungssträngen können miteinander verwoben eine Komplexität entwickeln, wie es ein zweistündiger Kinofilm niemals könnte.
„Das Kino, heißt es nun, habe ein Problem, das Fernsehen sei die Lösung: ‚Während sich die Studios in Hollywood vom filmischen Erwachsenendrama zugunsten von 3D-Spektakeln, Fantasy- und Videospielverfilmungen verabschieden, wird das Fernsehen zur Zuflucht der Drehbuchautoren, denen ihr Schreiben wichtig ist.‘“
Ritzers These, die expiziten Gewalt- und Sexdarstellungen der Serien würden den Tabubruch in den Mainstream integrieren hingegegen finde ich nicht so überzeugend. „Kulturelle Dissidenz ist zum produktiven Motor eines kulturindustriellen Marktes geworden, der gerade durch seine scheinbare Heterogenität ein Maximum an Homogenität garantiert.“ Das ist sicher prinzipiell richtig, ob es aber das spezifische dieser neuen Kulturform trifft, bezweifle ich - zu viele Beispiele kultureller Produktionen der letzten Jahrzehnte ließen sich finden, auf die dieses Argument ebenso zuträfe.

Donnerstag, 11. August 2011

Kracauer als Journalist


Im Suhrkamp Verlag ist ein neuer Band der Werke Siegfried Kracauers erschienen, der dessen journalistische Arbeit für die Frankfurter Zeitung dokumentiert. Die Artikel können sicher einen guten Zugang zu dem sonst eher sperrigen Werk Kracauers liefern. Suhrkamp hat auch eine kleine Leseprobe ins Netz gestellt und hier finden sich ein paar Rezensionen:
Über allem thront das Warenhaus (Zeit)
Am Grund der Oberfläche (Tagesspiegel)
(An dieser Stelle mal die Frage: Warum macht Suhrkamp eine high-end Werkausgabe von Kracauer und von z. B. Adorno, Marcuse und Lukács sind nicht mal mehr Restexemplare der gebundenen (mittelmäßig editierten) Werkausgaben erhältlich?!)

Dienstag, 9. August 2011

Der Teutschen Broder

Dieser Post ist auch eine sehr späte (wegen langer Abwesenheit) Antwort auf JW's Kommentar zu meinem vorhergehenden Post zu Broders Text "Ihr feigen Deutschen seid alle passiv-aggressiv!".

Nach den Attentaten von Oslo begann in deutschen Medien der Versuch, Henryk M. Broder medial zu diskreditieren. Robert Misik nennt ihn in der taz in einem Atemzug mit Geert Wilders und Christian Strache, Josef Winkler schimpft ihn ebenfalls in der taz eine zynische Kanaille und schreibt, er solle sich sein Auto in den Hintern schieben. In der Blogosphäre wir ihm Borderline attestiert und dass er Antisemitismus nur als Ausrede benutze. Und im Leitartikel der FR schreibt Christian Bommarius besonders perfide:

"Es wäre demagogisch, Broder und andere deutsche Islamophobe zu geistigen Brandstiftern zu erklären und für Breiviks Verbrechen in Mithaftung zu nehmen. Aber richtig ist eben auch, dass Schriften, wie sie Broder verbreitet, das Entrebillett für den aggressiven Antiislamismus bilden, der nicht nur die deutsche, sondern fast alle europäischen Gesellschaften befallen hat. Spätestens nach den Morden Breiviks empfiehlt sich dringend verbale Abrüstung."
Über die Absurdität Broder zum geistigen Ideenlieferanten für Breivik abstempeln zu wollen, will ich hier keine Worte verlieren. Was an dieser sogenannten 'Debatte' aber einmal mehr deutlich wird, ist die Abschottung der kommentierenden Klasse gegen Kritik. Statt sich mit den Texten Broders auseinanderzusetzen, wird auf die Person Broder eingehackt. In diesen Texten, nicht in den Texten Henryk M. Broders, ist der Anti-Intellektualismus zu finden, den JW in seinem Kommentar an Broder beklagt. Mit seinen Texten findet keine Auseinandersetzung statt, höchstens wird mal ein Zitat aus dem Zusammenhang gerissen oder ihm etwas vorgeworfen, was er gar nicht gesagt hat. So wendet er sich in dem von mir verlinkten Text Broders über die Funktionalisierung von Moral mit keinem Wort gegen die Menschenrechte. Wogegen er sich wendet, ist vielmehr, gegen die Funktionalisierung von Menschenrechten und Moral fürs Ressentiment. Er beklagt nicht, dass auf die Menschenrechte gepocht wird, sondern dass nur selektiv drauf gepocht wird. Broder schreibt:

"So bricht in Deutschland eine Debatte über das Völkerrecht aus, wenn die Amis einen Massenmörder zur Strecke bringen, ohne ihn vorher darüber aufzuklären, dass alles, was er sagt, gegen ihn verwendet werden kann. Wenn aber ein Kinderschänder, der seine Strafe verbüßt hat, nicht in Sicherungsverwahrung genommen, sondern entlassen wird, bildet sich sofort eine Bürgerinitiative, die von der Polizei mit viel Mühe davon abgehalten werden muss, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen.Denn dabei handelt es sich nicht um einen Fall von Menschen- oder Völkerrecht, sondern um den Erhalt des dörflichen Idylls im Hunsrück oder in der Eifel, jedenfalls um ein Stück Lebensqualität, etwas, wovon die Amis, wie man schon an ihren Essgewohnheiten erkennt, sowieso keine Ahnung haben. Denen geht es nur um Geld, Macht und Profit."

Statt die von Broder eingeforderte Selbstreflexion zu leisten, ist es selbstverständlich einfacher auf den Kritiker einzuhacken, ihn als 'Islamkritiker', Wilders-, Strache-, Sarazin-Freund abzustempeln und somit jeder Auseinandersetzung mit seinen Texten zu entgehen. Broder 'ist eben keiner von uns' und Benehmen kann er sich auch nicht, beschimpft Zuhörer als "Arschloch". Erstens kann ich ihm das gut nachfühlen, insbesondere Angesichts der Beschimpfungen und Morddrohungen die er sich seit Jahren anhören muss und zugeschickt kriegt. Vor allem aber frage ich mich, was das mit seinem Text zu tun haben soll?
An dieser Stelle sei deshalb nochmals Broder das Wort gegeben.

Sonntag, 7. August 2011

Feminism and the politics of identity

The recent Eurozine carries an interesting article by Rita Chin titled "Turkish women, west German feminists, and the gendered discourse on Muslim cultural difference". Well, the central thesis is not really all that new. The author shows systematically - albeit rather simply - how the recent proliferation of discourses regarding the alleged Muslim threat to the modern, supposedly Judeo-Christian, European identity embroils the earlier feminist and progressive anxieties about the fate of the immigrant woman. In other words, how European identity politics implicates feminism and its assumptions. This bears resonance with one of the central debates within Indian feminism.

The repeal of the Personal Laws, or communal civil codes for different religious communities that were initially framed in the colonial times and the establishment of a modern Uniform Civil Code (UCC) had been a central demand of the Indian feminists right from the seventies. This tenet is also enshrined as a guiding principle in the Indian Constitution, and thus seemed to be above the political fray. The feminist demand therefore had a liberal but somewhat harmless character that matched its primarily urban and upper caste milieu. But all that changed in the 1980s as the demand for the UCC became one of the favorite slogans of the Hindu nationalists. They raised it strategically to help construct an Islamophobic narrative, where the Sharia-based Muslim Personal Law was depicted as one more evidence of the systematic appeasement of the Muslims by the ruling elite (read the Congress party) in postcolonial India. This cooptation from the Hindu Right of their cherished ideal, which had earlier appeared uncontestable due to its modernist credentials and unrealizable due to the straggling premodernity of the Indian politics, unhinged the feminist movement in India and split it into pro-UCC and anti-UCC factions. Here is an article by Flavia Agnes from the early nineties which presents a critique from the latter position of the left-liberal assumptions of the Indian feminism.

Montag, 1. August 2011

Soziologie ist ein Kampfsport

Eine sehr schöne Dokumentation über Pierre Bourdieu (1930-2002) aus dem Jahr 2001. Das Soziologiemagazin weist anlässlich seines 81. Geburtstages darauf hin.