Mittwoch, 17. August 2011

Fernsehen statt Kino!

Die Zeitschrift Jungle World druckt in der letzten Ausgabe einen Ausschnitt aus dem Buch „Fernsehen wider die Tabus“ ab, das der Filmwissenschaftler Ivo Ritzer verfasst hat. Abgesehen von den vielen Hinweisen, auf Serien, die man sich vielleicht mal ansehen könnte, liefert der Beitrag eine gute Beschreibung der Diskussion über die Qualität neuer amerikanischer Serien. Diese könnten es inzwischen mit Romanen als Kunstform aufnehmen und überholten das Medium des Kinofilms: Denn Serien können sehr lange Geschichten erzählen, tendenziell hunderte von Stunden lang, und eine Vielzahl von Handlungssträngen können miteinander verwoben eine Komplexität entwickeln, wie es ein zweistündiger Kinofilm niemals könnte.
„Das Kino, heißt es nun, habe ein Problem, das Fernsehen sei die Lösung: ‚Während sich die Studios in Hollywood vom filmischen Erwachsenendrama zugunsten von 3D-Spektakeln, Fantasy- und Videospielverfilmungen verabschieden, wird das Fernsehen zur Zuflucht der Drehbuchautoren, denen ihr Schreiben wichtig ist.‘“
Ritzers These, die expiziten Gewalt- und Sexdarstellungen der Serien würden den Tabubruch in den Mainstream integrieren hingegegen finde ich nicht so überzeugend. „Kulturelle Dissidenz ist zum produktiven Motor eines kulturindustriellen Marktes geworden, der gerade durch seine scheinbare Heterogenität ein Maximum an Homogenität garantiert.“ Das ist sicher prinzipiell richtig, ob es aber das spezifische dieser neuen Kulturform trifft, bezweifle ich - zu viele Beispiele kultureller Produktionen der letzten Jahrzehnte ließen sich finden, auf die dieses Argument ebenso zuträfe.

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