Etwa einen Monat nach dem Gentrifizierungspost fand sich in der NZZ diese Interview mit Jan Wehrheim, Soziologe in Oldenburg und Hamburg, zum selben Thema. Die Unaufgeregtheit, mit der er die Schattenseiten als notwendigen Teil städtischen Lebens annimmt, finde ich erst einmal sehr sympathisch. Vor allem, wenn in den Kommentaren zum Artikel die Sorge um den Müll die größte ist oder versucht wird, der von Wehrheim angeführten "resignierten Toleranz" zu unterstellen, sie sei bereit jede Gewalttat in der Öffentlichkeit hinzunehmen.
Spannend finde ich auch den Hinweis darauf, dass die zunehmende Kontrolle des öffentlichen Raums mit einer zunehmenden Heterogenität der Städte einhergeht - und es ist hier gerade nicht gemeint, dass z.B. Migranten, randalierende Jugendliche o.ä. die Kontrollen notwendig machten, sondern, dass es die zunehmend in den innerstädtischen Raum ziehenden Mittelschichten sind, die nach ihnen verlangen (z.B. um von Müll unbehelligt um den Zürich-See joggen zu können, wie es einer der Kommentatoren einfordert). Gleichzeitig ist damit von Wehrheim impliziert, dass die Segregation von Städten zwar umfassender wird, nicht jedoch, dass sie neu sei. Während früher Bürger durch die Innenstädte flanierten und das Proletariat in den ihm zugewiesenen Vierteln blieb, werden die Innenstädte jetzt zum Begegnungsort vermeintlich inkompatibler Lebensentwürfe.
Dass mit dem Versuch, dieser Konflikte durch Überwachung, Kriminalisierung und Verdrängung Herr zu werden, auch das produktive Moment städtsichen Lebens verdrängt wird, ist der Kern des Interviews.
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