Montag, 31. Dezember 2012

Dieser Blog ist im Laufe der Zeit leider eingeschlafen. Vielleicht gibt es irgendwann einen Nachfolger.

Dienstag, 28. Februar 2012

Aids als Folge des Kolonialismus

Die Forschung zu den sozialen Bedingungen und Ursachen von Epidemien boomte in den letzten Jahren. Nun ist mit naturwissenschaftlicher Hilfe der Ursprungsort von Aids bestimmt worden und es zeigt sich, dass es ohne den brutalen Kolonialismus europäischer Mächte in Afrika heute wohl keine Aids-Epidemie geben würde. (Und wer hat wieder die Finger im Spiel? Die Deutschen. ; ) Die Washington Post hat die Resultate, die auch als Buch erschienen sind, in einem 5-seitigen Artikel zusammengefasst.

Sonntag, 26. Februar 2012

Napoleonland

Disneyland kriegt einen Bruder. Vive la révolution!

Sonntag, 12. Februar 2012

Ein neuer Archetyp der Kulturindustrie

Rechts wird wieder schick und die Kulturindustrie bemüht sich nach Kräften den Trend zu verstärken. Bekanntlich arbeitet Hollywood gerne mit 'Archetypen'. In jedem Lehrbuch zum Drehbuchschreiben ist nachzulesen, dass eine im kulturindustriellen Sinne gute Geschichte auf 'Archetypen' aufbaue. Nun soll sich ein neuer entwickelt haben: der Redneck Jedi.

Dienstag, 17. Januar 2012

Adorno in der Akademie der Künste

Die Akademie der Künste in Berlin zeigt eine kleine Ausstellung über die Vorträge, die Theodor W. Adorno dort in den Jahren 1957-1966 hielt. Ein paar Presseberichte über die Ausstellung sind auf der Website der Akademie dokumentiert. Es handelt sich um eine Vitrinenausstellung, die Vortragsmanuskripte und andere Dokumente aus dem Kontext der Vortragsveranstaltungen ausstellt.

Sonntag, 1. Januar 2012

Happy New Year!

Auf ein gutes Jahr 2012 - wer schon wissen will, was passiert - Dietmar Dath hat den Vorab-Ereignis-Kalender zum Aufheben.

Samstag, 31. Dezember 2011

Google Art

Die Suchmaschinen Google Scholar, Google Books oder Google Street View liefern großartige Recherche- und Informationismöglichkeiten, aber Google hat noch eine Vielzahl anderer Spezialsuchmaschinen zu bieten. So überträgt das wenig bekannte Projekt Google Art das Google Street View Prinzip auf die berühmtesten Museen der Welt und ermöglich so Rundgänge durch den Louvre, das MoMa und andere Museen. Die dortigen Kunstwerke kann man in höchster Auflösung betrachten, nur Speichern kann man die Bilder leider nicht.

Freitag, 30. Dezember 2011

Bloodlust von Russell Jacoby


Der Historiker Russell Jacoby hat ein neues Buch mit dem Titel „Bloodlust. On the Roots of Violence from Cain and Abel to the Present“ veröffentlicht. Jacoby steht in der Tradition der Kritischen Theorie und hat einige Bücher zur Geschichte der Intellektuellen in den USA geschrieben. Außerdem versuchte Jacoby immer wieder die Verbindung von Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie zu leisten, wie z. B. in seinem Buch Soziale Amnesie. Eine Kritik der konformistischen Psychologie von Adler bis Laing und in seiner Biografie des Psychoanalytikers Otto Fenichel Die Verdrängung der Psychoanalyse oder der Triumph des Konformismus. Sein neues Buch Bloodlust widmet sich dem gesellschaftlichen Phänomen der Gewalt und liefert dazu Erklärungen, die quer stehen zu denen des Alltagsbewusstseins und inzwischen auch zu denen der Akademie. Jacoby vertritt die These, dass Gewalt nicht entsteht, wenn Fremde aufeinander treffen, unterschiedliche Kulturen sich begegen oder das „Andere“ Unsicherheit und Furcht hervorruft - sondern im Gegenteil: Gewalt ensteht unter Gleichen: unter Nachbarn, unter Freunden und Bekannten und, vor allem, in der Familie.
„We want to believe that the persecuted are outsiders. How else can we explain what happens to them? We find it difficult to accept, that the persecuted are insiders or neighbours; this makes the story more uncomfortable. … The attack-the-foreigner explanation apprehends with ease other genocides. Why did the Serbs murder the Bosnians? Or the Rwandan Hutus murder Rwuandan Tutsis? No need to ask. Mutual hatred, we say. Yet the opposite may be closer to the truth. Serbs and Bosnians, and the Tutsis and Hutus lived together naively, without really knowing or caring who was who - for centuries. In the same way Jews lived in Germany with minimal fuss or notice. However, we prefer the notion of a primal hatred for primal strangers. This is psychologically easier to grasp and requires no introspection.“ (p. 110f)
Jacoby entnimmt der Geschichte Stichproben besonders gewalttätiger Ereignisse: die Bartholomäus-Nacht, Bürgerkriege, die Französische Revolution und die Judenvernichtung im Nationalsozialismus und zeigt an diesen Beispielen, wie gerade die schlimmsten Atrozitäten nicht an Fremden begangen wurden, sondern die Unterschiede der vermeintlich anderen zur Rationalisierung der Gewalt oft erst umständlich hergestellt wurden. Jacoby nutzt dazu das Freudsche Begriffsinstrumentarium, die Analyse des Unheimlichen und den Begriff des Narzissmus der kleinen Differenzen. Damit erreicht er eine Umkehrung der Perspektiven: die Fremden sind nicht mehr die anderen, sondern das eigene Unbewusste und nicht Fremdheit produziert Hass, sondern Gleichheit wirkt bedrohlich auf den Einzelnen. Jacoby liefert im besten Sinne Gegengift, zum kulturalistischen Mainstream, der die Unterschiede von Identitäten und Kulturen als Erklärung für alles mögliche präsentiert - ein unbedingt lesenswertes Buch, dem etwas mehr Aufmerksamkeit auch in Deutschland zu wünschen wäre. Hier kann man einen Blick in das Buch werfen. Zum Schluss ein Wort des Autors über sein eigenes Buch, das der Verlag bei Youtube eingestellt hat:

Mittwoch, 23. November 2011

Georg Kreisler ist tot!

In Memoriam des grossen Kritikers hier ein Text zu seinem 80. Geburtstag.

Und hier ein Lied mit dem kaum zu übertreffenden Satz: "Alle wollen etwas ändern, keiner will die Zukunft wie sie war."

Sonntag, 9. Oktober 2011

Unrealistischer Realismus

James Woods Buch "How Fiction Works" ist dieses Jahr auch auf Deutsch erschienen. Der Autor ist Professor in Harvard und vor allem Literaturkritiker für den New Yorker. Vor allem in letzterer Funktion wird er als der wichtigste lebende Literaturkritiker propagiert und sein Einfluss gerade auf jüngere Schriftsteller scheint immens. So hat die Autorin Zadie Smith, nachdem er ihren Stil als "hysterischen Realismus" bezeichnete, öffentlich Besserung gelobt, sie wolle sich in Zukunft eines anderen Stils bemühen. Auch andere Autoren orientieren sich nach eigener Aussage sehr an James Woods Kritiken (Zum Einfluss von Wood).
In seinem Buch "How Fiction Works" legt er dar, wie Literatur zu sein habe. Seine Lehre beruht vor allem auf zwei Punkten:
1. Statt Ich-Erzähler, besser dritte Perspektive, diese aber ironisierend
2. starke, runde Charaktere

Die Begründung dieser Forderungen kommt allerdings ohne jeglichen Bezug auf gesellschaftliche Verhältnisse und somit auch die historische Konstituierung der Subjekte aus. Sonst würde sich die Frage stellen, ob starke, runde Charaktere heute noch realistisch sind. Gerade dem Rückbezug auf die Gesellschaft müsste Wood sich aber stellen, ist diejenige Literatur, die von ihm das Prädikat 'gut' erhält, doch gerade die realistische Literatur des 19. Jahrhunderts, bzw. modernere Werke, die sich daran orientieren.
Literatur muss sicherlich nicht 'realistisch' sein, es gibt viele andere Möglichkeiten literarischer Produktion. Aber was Wood als Realismus propagiert, ist ein 'Un-Realismus', indem so getan werden soll, als ob das bürgerliche Individuum heute noch existiere. Ein Realismus dessen Rückbindung eine rein ästhetizistische ist, ist kein Realismus mehr.
Und so ist der deutsche Titel seines Buches ("Die Kunst des Erzählens") anders als in deutschen Feuilletons bei jeder Besprechung seines Buches wiederholt, tatsächlich zutreffender als der zweideutige englische: How Fiction Works.
Dass sein Buch in Deutschland bisher in keiner Tageszeitung eine negative Kritik erhalten hat, sondern vielmehr hochgelobt wird, ihm für die Ehrenrettung des Realismus gedankt wird, ist auch ein Indiz für den Zustand des deutschen Literaturbetriebs: Wenn die Krise kommt, ist kritische Literatur nicht gefragt. Zurück ins 19. Jahrhundert als die Welt noch in Ordnung war.

Weiterführende Kritik an Wood findet sich hier:
und hier: